leishmaniose-forum

Boomers Geschichte


Boomer, Leishmaniose-positiv, heute 12 Jahre alt

Bild "Boomer1.jpg"Boomer wurde lt. Impfpass am 06.06.2002 in Alcudia/ Mallorca geboren. Ich „fand“ ihn im Internet – das war MEIN Hund.

Im Dezember 2002 landete das Flugzeug, das mir diesen lieben, etwas ängstlichen Hund brachte, in Düsseldorf.

Boomer hatte von Anfang an immer wieder Magen-Darm-Probleme. Durchfall und Erbrechen waren fast an der Tagesordnung.

Ich hatte zuvor nie etwas von Mittelmeererkrankungen gehört, hatte aber irgendwo gehört oder gelesen, dass man den Tierärzten sagen sollte, wenn das Tier aus dem Ausland kommt. Das tat ich auch.

Den gefühlten 100 Tierärzten (ich glaub, es waren tatsächlich nur fünf)  sagte ich das auch immer direkt bei der „Bestandsaufnahme“. Auf Mittelmeerkrankheiten getestet hatte allerdings bis dahin niemand.

Boomer bekam in monatlichen Abständen drei Spritzen – eine gegen den Durchfall, eine gegen die Übelkeit, dann noch eine Aufbauspritze, und das jeden Monat.

Dann bekam er eine kahle Stelle auf der Seite: kreisrund, so groß wie ein 2-Euro-Stück. Ich wechselte zu Tierärztin Nr. 6. Boomer war mittlerweile ein Jahr bei mir. Diese Tierärztin kam endlich auf die Idee, auf Mittelmeerkrankheiten zu testen.

Kurze Zeit später war das Ergebnis da. Ich bekam einen Anruf von der TÄin, ich solle bitte vorbeikommen. Da stand ich nun und sie sah mich mitleidig an, sagte, Boomer sei Leishmaniose-positiv, und drückte mir einen Prospekt in die Hand „Urlaub mit Hund im Ausland“ oder so ähnlich. Mehr Info bekam ich nicht.

Ich begann, im Internet zu recherchieren. Die Infos dort haben mich nicht wirklich beruhigt. Ich fand Aussagen wie „ist unheilbar“ und „endet meist tödlich“ . Ich war verzweifelt: Mein Boomer stirbt nun!

Ich fand kurz darauf die Seite von Parasitus Ex und setzte mich mit dem Parasitologen Dr. Torsten Naucke, der diese Seite ins Leben gerufen hatte, in Verbindung. Er nahm sich viel Zeit, mir alles genau zu erklären.

Mit meinem neu gewonnenen Wissen bin ich wieder zu meiner Tierärztin, die recht angesäuert reagierte: Torsten Naucke kenne sie nicht, will sie auch gar nicht kennen – nicht ganz so gesagt, aber es klang deutlich heraus.

Dann fand ich das Leishmaniose-Forum – damals noch von Parasitus Ex e.V. betrieben, und  das war der Anfang meines Umdenkens: Ein Tierarzt ist kein Gott, ich muss lernen, nicht einfach alles hinzunehmen, was er mir sagt, und ich muss auch hinterfragen.

Ich habe dort Hilfe bekommen, Menschen, die ebenfalls kranke Tiere hatten und verstanden, was in einem vorgeht, wenn man sich, auch ohne medizinisches Wissen, gegen einen Tierarzt durchsetzen muss.

Boomer wurde nun mit Allopurinol behandelt. Ein Gichtmittel aus der Humanmedizin, das die Leishmanien an der Vermehrung hindert und in das Bindegewebe zurückdrängt. Boomers Immunsystem half es, mit der Leishmaniose zurechtzukommen.

Regelmäßige Blutuntersuchungen wurden von nun an gemacht. Ich habe gelernt, dass die Titerbestimmung nebensächlich ist – es gibt Hunde mit niedrigem Titer, denen es richtig schlecht geht, andere haben einen hohen Titer und denen geht es blendend. Wichtig sind regelmäßige Blutbilder, die Kontrolle der Organwerte und die Eiweißelektrophorese, an denen „unsere Fachfrauen“ im Leishmanioseforum erkennen, wie´s im Hund aussieht. Also ist der Titer immer in Zusammenhang mit dem Befinden des Hundes zu sehen.

Boomer gehörte nie zu den Hunden, die „richtig“ krank wurden. Ab und an Übelkeit, immer mal wieder ein Humpeln. Um Harnblasensteine zu verhindern, die sich bei Gabe von Allopurinol bilden können, musste ich Boomers Ernährung umstellen: kein „Industriefutter“ mehr, jetzt wird gesund ernährt.

Moderatorin Ingrid, damals auch „einfach nur“ Betroffene und Benutzerin im Forum, erstellte nach und nach (nachdem sie 1000 Fragen zu Boomer und seinem Verhalten etc. stellte) einen Ernährungsplan, der aus meinem mäkeligen Fresser einen gut genährten Hund mit Appetit machte. Seit sieben Jahren ernähre ich Boomer „a la Ingrid“, der Plan wird immer mal wieder an Boomer und seine Blutwerte angepasst und es geht ihm ganz einfach gut damit.

Im April 2005 nahm ich mit Boomer an einer Studie des Tierärztlichen Instituts in Göttingen teil. Bei einem von Prof. Eibl. ursprünglich im Rahmen der Krebsbehandlung entwickelten Medikament hatte man eine Wirkung auf Leishmanien festgestellt. Boomer bekam es über einen gewissen Zeitraum unter die Haut gespritzt. Das war der Vorreiter des heutigen Wirkstoffs Miltefosin.

Zu Beginn der Behandlung hatte Boomer erhöhte Nierenwerte und einen Titer von 1:4000. Nach den ersten Spritzen wurde Boomer noch übel, das legte sich dann mit der 6. Spritze. Nach Abschluss dieser Behandlung musste ich noch drei Monate warten, bis ich die erste Kontrolluntersuchung machen lassen konnte. Die Nierenwerte hatten sich da schon deutlich gebessert. Dann kam die Titerbestimmung: Der Titer war auf 1:1000 gesunken!

Später habe ich das Allopurinol langsam herunterdosiert und am Ende ganz abgesetzt. Wieder eine Kontrolle - es hatte sich stetig gebessert. Die erneute Titerbestimmung ergab, dass dieser nun auf 1:200 gesunken war. Es war unglaublich. Auch wenn ich heute weiß, dass die jeweiligen Titer nicht entscheidend waren, gab mir das damals viel Hoffnung.

Nach etwa eindreiviertel Jahren ließ die Wirkung des Mittels aus der Studie leider nach. Die Schübe kamen zurück, Allopurinol musste wieder verabreicht werden.

Bis ca. 2011 schwankten die Nierenwerte und die Aktivität der Leishmaniose.

Bild "Boomer2.jpg"Bild "Boomer3.jpg"2011 dann hatte Boomer immer mehr äußerliche Anzeichen der Leishmaniose: Die Haut wurde dauerhaft schuppig und verschorfte, er lahmte häufiger, er bekam Knubbel auf dem Kopf, offene Wunden an den Sprunggelenken, die nicht heilen wollten, rote Punkte auf der Zunge und die Untersuchungen zeigten schlechter werdende Nierenwerte und die Aktivität der Leishmaniose an.

Ich machte mir große Sorgen. Da ich von einigen Forumsmitgliedern über deren Erfahrung mit einem Miltefosin-Präparat gelesen hatte, entschied ich mich, Boomer ebenfalls damit zu behandeln. Ich hatte vor eventuellen Nebenwirkungen des Medikamentes Angst, aber die Leishmaniose machte mir noch mehr Angst.

Bild "Boomer4.jpg"Boomer bekam das Medikament über 32 Tage ins Futter. Er bemerkte es im Futter nicht einmal. Es gab keine Übelkeit. Nach ca. drei Wochen zeigten sich dann die ersten Verbesserungen: Die Wunde am Sprunggelenk heilte langsam zu, die Punkte auf der Zunge verblassten.

Noch ein bis zwei Wochen später waren alle Knubbel auf seinem Kopf verschwunden, Boomer wurde aktiver und „alberner“. All die Dinge, die ich auf sein Herz und/oder sein Alter geschoben hatte, wie Trägheit, beim Spaziergang hinterhertrotten etc., kamen offensichtlich von der Leishmaniose.

Innerhalb kürzester Zeit hatte ich einen Hund, der scheinbar um fünf Jahre verjüngt war. Auch die Untersuchungen drei und sechs Monate nach der Miltefosin-Behandlung zeigten eine deutliche Verbesserung der Nierenwerte, und auch die Eiweißelektrophorese zeigt, dass die Leishmaniose nicht mehr so aktiv zu sein scheint.

Boomer ist am 06.06.2012 zehn Jahre alt geworden – hätte mir vor gut acht Jahren jemand gesagt, dass er einmal dieses Alter erreicht, hätte ich es nicht geglaubt!!

Ich weiß, dass wir das der guten Betreuung im Forum verdanken; der guten Ernährung, den richtigen Untersuchungen zur richtigen Zeit. Und ich weiß auch, dass sich der Kampf gegen die teilweise veralteten Infos auch der Tierärzte und -kliniken lohnt, und ich weiß auch, dass es die guten Tierärzte gibt, die sich auch beraten und informieren lassen und denen dabei kein Zacken aus der Krone bricht.

Es sollte keine Eitelkeit dem Wohlergehen der Tiere im Wege stehen.

Mein Leitspruch war immer: Zusammen sind wir stark!

Liebe Grüße von Regina und Boomer

Boomer 2012:

Bild "Boomer5.jpg"


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